Brainstorming

von zahlenzauberin

Achtung: Der Folgende Text stellt meine Subjektive Wahrnehmung dar und erhebt keinerlei Anspruch darauf, dass diese mit der statistischen oder sonst wie gearteten Wahrheit überein stimmt. Außerdem ist der Text auch eher ein Protokoll meiner Denkprozesse als irgendetwas anderes, deswegen gibt es auch kaum Links. Und zum Schluss entschuldige ich mich im vorraus schon mal bei allen die sich vom nun folgenden auf den Schlips getreten fühlen.

Seit ich wieder Zeit und Kraft dafür habe, macht sich bei mir beim Verfolgen der feministischen (Web-)sphäre ein diffuses Gefühl von Unzufriedenheit breit. Lange habe ich es nicht genau zuordnen können, so richtig kann ich das immer noch nicht, aber es hat etwas damit zu tun wie wir beiden uns in den letzten anderthalb Jahren verändert haben.

Große Teile der Debatte sind total verkopft. Ständiges „preaching to the converted“ (wobei die „converted“ ein elitärer Kreis aus meist weißen mittelschichts Akademikerinnen ist) unter Gleichzeitiger Betonung der eigenen Offenheit gegenüber allen anderen Menschen. Leute das kann es doch nicht sein, gerade wir sollten uns doch bewusst sein wie Diskriminierung funktioniert und das auch so banale Dinge wie Zeit, Geld  und Wissen, bei politischer Beteiligung eine Rolle spielen. Ein Zugang zum aktuellen Stand ohne Soziologie Studium, oder aufwändiges Selbststudium, ist schwierig bis unmöglich geworden. Klar ist eine gute theoretische Basis wichtig, aber das was Lieschen Müller interessiert ist zuallererst mal ihr eigenes Leben und was ihr der Feminismus im Bezug darauf für Problemlösungen zu bieten hat. Und da müssen wir ansetzen wenn wir was erreichen wollen. Es muss mehr Initiativen wie Hollaback geben und nicht nur in den großen Städten.

Die aktuelle Debatte scheint vor allem in zwei Richtungen zu gehen, erstens Diskriminierung von Frauen im Berufsleben, zweitens Mehrfachdiskriminierungen.

An ersterem,  stört mich das es hauptsächlich um die gläserne Decke und den Gender Pay Gap geht, aber nur ganz selten die Arbeit als solche Problematisiert wird. Warum Arbeiten wir überhaupt? Ist Arbeit nicht, um Marx zu zitieren, „nur ein Mittel, um Bedürfnisse außer ihr zu befriedigen.“ Welche Auswirkungen hat sie auf uns und unsere Umwelt. Wie zementiert Arbeit bestehende Rollen, wo kann Sie sie aufbrechen, kann sie das überhaupt? Wie sehen Arbeitsbedingungen in prekären Verhältnissen aus? Was macht diese so prekär? Ich bin mir sicher, der Feminismus kann dazu beitragen Antworten und konkrete Lösungen auf diese Fragen zu finden.

Zu den Mehrfachdiskriminierungen. Mein Feminismus war und ist auch immer ein Kampf für mich, eine sicherlich egoistische aber, in Hinblick auf meine begrenzten Ressourcen, notwendige Beschränkung. Das heißt aber auch, dass ich, als weiße heterosexuelle cis Frau, zu den Teilen des Diskurses die vor allem people of colour und LGBT betreffen wenig beizutragen habe.

Die letzten anderthalb Jahre haben mir, auf teilweise schmerzliche Weise, gezeigt das ich nicht nur eine weiblich sozialisierte Person sondern eine Frau bin. Und dass auch da noch viel im argen liegt, besonders wenn es um den weiblichen Körper geht. Damit meine ich nicht nur freien Zugang zu Verhütungsmittel und Abtreibungen, sondern auch zu Wissen über den Körper (Anatomie, Zyklus, Schwangerschaft, Geburt…) und speziell weibliche Krankheiten (und da gibt es nicht nur Brustkrebs). Mir ist dazu keine deutschsprachige Initiative bekannt.

And now for something completely different: